Diabetische Retinopathie

Zur Krankheit

Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist eine Volkskrankheit, die im Laufe der Jahre zu Veränderungen an den Blutgefäßen im ganzen Körper führt. Diese Gefäßschäden sind die Ursache für Nieren- und Nervenschäden oder die gefürchteten Herz-Kreislaufprobleme, an denen viele Diabetiker leiden. Die hohe Zuckerkonzentration im Blut verändert auch die winzigen Blutgefäße der Netzhaut (Retina). Dies führt zunächst zu Sehbeeinträchtigungen und kann später für eine Erblindung sorgen.

Man nennt diese zuckerbedingte Erkrankung des Auges diabetische Retinopathie. Sie ist zunächst mit keinerlei Beeinträchtigungen für den Patienten verbunden. Da jedoch eine frühe Diagnose und ein rechtzeitiger Behandlungsbeginn sehr wichtig zum Erhalt des Augenlichtes sind, muss der Diabetiker unbedingt regelmäßig vom Augenarzt untersucht werden. Sofern der Arzt nichts anderes bestimmt, sind zwei Untersuchungen im Jahr empfehlenswert.

Bei dauerhaft schlechter Blutzuckereinstellung kommt es häufig zu Schwankungen der Sehschärfe. Diese sind gerade in der Einstellungsphase mit Insulin sehr ausgeprägt und führen dazu, dass sich die Stärke der benötigten Brillengläser mehrfach ändern kann. Ähnliche Effekte können durch diabetische Netzhautveränderungen hervorgerufen werden. Deswegen sollte die Untersuchung für eine neue Brillenkorrektur beim Diabetiker nur bei stabiler Blutzuckereinstellung und unter Kenntnis des aktuellen Netzhautbefundes erfolgen. Bei starken, diabetisch bedingten Visusschwankungen sollte auf das Autofahren verzichtet werden.

Dem Diabetiker bleiben die sein Sehvermögen zerstörenden Veränderungen lange Zeit verborgen. Meist bemerken die Patienten eine Sehminderung wie verschwommenes oder verzerrtes Sehen, blinde Flecken oder auch einen totalen Sehverlust erst, wenn der Diabetes die Sehzellen in der Netzhautmitte (Makula) schädigt. Um das Sehvermögen möglichst uneingeschränkt zu erhalten, ist es dann allerdings häufig zu spät.

Daher sollte jeder Diabetiker gleich zu Beginn seiner Erkrankung seinen Augenarzt aufsuchen. Auch anschließend ist eine mindestens jährliche Kontrolle unbedingt notwendig.

Formen

Man unterscheidet drei Formen der diabetischen Retinopathie:

  • Die nicht-proliferative diabetische Retinopathie
    Hier beschränken sich die Gefäßveränderungen auf die Netzhaut. Es kommt z.B. zu Blutungen, Ausstülpungen (Mikroaneurysmen) der feinsten Blutgefäßwände (Kapillaren), Ablagerungen (harte Exsudate) und Veränderungen der Venen. Zu diesem Zeitpunkt bemerkt der Patient häufig noch keine Beeinträchtigung seiner Sehkraft.
  • Die proliferative diabetische Retinopathie
    Schreitet die Krankheit unbehandelt weiter fort, bilden sich krankhaft neue Gefäße, die aus der Netzhaut in den Glaskörper wuchern. In diesem Stadium der diabetischen Retinopathie ist das Sehvermögen stark gefährdet. Aus den krankhaften Gefäßwucherungen kann es zu Einblutungen in den Glaskörper kommen, die das Sehen stark beeinträchtigen Gleichzeitig können die neuen Gefäße die Netzhaut wie „Zugseile“ von ihrer Unterlage, der sie ernährenden Aderhaut, ablösen. Man erkennt Blutungen und weißliche Segel, verstärkte Pigmentationen und unterhalb des Sehnerven ein weißliches Segel als Zeichen von Bindegewebsneubildungen (Proliferationen), die zu einer Netzhautablösung führen können.
  • Die diabetische Makulopathie
    Über die bisher geschilderten Veränderungen hinaus kann eine diabetische Makulopathie auftreten. In diesem Fall ist die Stelle des schärfsten Sehens (Makula) in der Mitte der Netzhaut durch eine Zerstörung der zentralen Sehzellen bedroht. Wird dem Fortschreiten der diabetischen Retinopathie nicht Einhalt geboten, ist das Augenlicht akut gefährdet.

Behandlung

Die Untersuchung zur Feststellung der diabetischen Netzhautveränderungen ist für den Patienten nicht belastend. Neben der Prüfung der Sehschärfe und auch der Betrachtung der vorderen Augenabschnitte mit dem Mikroskop (Spaltlampe), wird die Pupille meistens mit Augentropfen erweitert, um einen besseren Einblick auf die Netzhaut zu erhalten.

Ist die diabetische Retinopathie noch nicht allzu weit fortgeschrittenen, kann heute durch die Laserbehandlung der Netzhaut ein weiteres Fortschreiten der Gefäßveränderung verhindert werden. Die Laserbehandlung erfolgt in Tropfenbetäubung und ambulant. Je früher Gefäßveränderungen durch den Augenarzt erkannt und behandelt werden, umso sanfter kann die Behandlung sein und umso besser sind die Ergebnisse.

Wenn die Netzhaut mit Laser behandelt wird, entstehen weißliche Herde, die die kranke Netzhaut zerstören. Ziel ist es, besonders das Netzhautzentrum zu erhalten. Die kranke Netzhaut produziert gewebeschädliche Faktoren, die ein weiteres Beschleunigen der diabetischen Retinopathie zur Folge haben.

In den letzten Jahren hat sich aber sehr viel bei Diagnose und Thearapie getan. Durch eine gute Aufklärung der Patienten über ihre Krankheit, die Kenntnis des HbA1C – Wertes und eine entsprechende Lebensführung können schon frühzeitig schwere Schäden vermirden werden. Neben der, seit jahrzehnten praktizierten, Laserstrahlenbehandlung, findet bei schweren Fällen, insbesondere bei dem sog. Maculödem, einer Flüssigkeitsansammlung in der Netzhautmitte, die Injektion von Medikamenten in das Auge Anwendung. Solche Medikamente, sog. VEGF-Hemmer, sollen die Netzhaut austrocknen. Die Verabfolgung dieser Medikamente muß in einem hochsterilen OP, wie wir ihn in der Augentagesklinik Herzberg haben,  erfolgen, um Infektionen vorzubeugen.

Bei schwerwiegenderen Formen, wie Einblutungen in den Glaskörper und diabetesbedingten Netzhautablösungen, kann eine aufwendige Operation (Vitrektomie) diese Augen meist noch vor der völligen Erblindung bewahren.

Neben der augenärztlichen Behandlung sollte eine konstant und dauerhaft gute Blutzucker- und Blutdruckeinstellung selbstverständlich sein. Sie sind die besten Garanten dafür, das Entstehen der diabetischen Retinopathie zu verhindern bzw. das Fortschreiten der Netzhautveränderungen zu unterbinden.

Vorbeugung

Bemerkt der Patient Sehverschlechterungen, sind die Veränderungen der Netzhautgefäße bereits sehr weit fortgeschritten. Die Gefahr einer ernsthaften Sehbehinderung kann nur dadurch abgewendet werden, dass die diabetische Retinopatme gleich zu Beginn erkannt und rechtzeitig behandelt wird. Mit einer Feststellung der Sehschärfe allein – wie z.B. anlässlich einer Brillenbestimmung üblich – kann eine diabetische Retinopathie weder aufgedeckt, geschweige denn ausgeschlossen werden, zumal die diabetischen Augenhintergrundsveränderungen oft nicht an der Stelle des schärfsten Sehens beginnen.

Die Empfehlungen der „Initiativgruppe zur Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen“, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte lauten daher:

  • Unmittelbar nach Feststellung des Diabetes mellitus sollte bei allen Diabetikern eine augenärztliche Untersuchung erfolgen. Diese sofortige Maßnahme ist umso wichtiger, als oftmals nicht bekannt ist, wie lange die diabetische Stoffwechselerkrankung bereits besteht!
  • Vor Feststellen diabetischer Augenveränderungen sind augenärztliche Kontrolluntersuchungen unter Weitstellung der Pupillen mindestens einmal jährlich erforderlich!
  • Sind bereits Veränderungen einer diabetischen Retinopathie entstanden, müssen die Patienten in kürzeren Abständen augenärztlich untersucht werden – je nach Stadium der Erkrankung alle 3 bis 6 Monate!
  • Auch ohne Beeinträchtigung mindestens einmal pro Jahr zum Augenarzt!

Fortschrittliche therapeutische Verfahren stehen heute zur Rettung des Augenlichtes zur Verfügung. Doch nur durch Früherkennung diabetischer Veränderungen am Auge kann einer Erblindung mit großer Erfolgsaussicht vorgebeugt werden. Ihr Augenarzt wird alle Möglichkeiten der modernen Augenheilkunde einsetzen, Ihr Sehvermögen zu erhalten. Helfen Sie Ihrem Augenarzt, indem Sie seine Hilfe rechtzeitig und regelmäßig in Anspruch nehmen!

Weitere Informationen erhalten Sie unter folgenden Websites: